In Kindschaftssachen werden Entscheidungen getroffen, die den Lebensweg von Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern wesentlich prägen. Kinder und Jugendliche erleben familiengerichtliche Verfahren aber oftmals als belastend. Im Zentrum dieses Praxisleitfadens steht deshalb die Frage, wie es gut gelingen kann, familiengerichtliche Verfahren in Kindschaftssachen kindgerecht und betroffenensensibel durchzuführen.
Der Leitfaden richtet sich in erster Linie an Familienrichterinnen und Familienrichter, spricht ergänzend aber auch weitere Akteurinnen und Akteure des familiengerichtlichen Verfahrens an, und zwar Jugendamtsmitarbeiterinnen und Jugendamtsmitarbeiter, Verfahrensbeistände sowie Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte. Der Praxisleitfaden wurde von Bundesfamilien- und -jugendministerium (BMFSFJ), der unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und Vertreterinnen und Vertretern des Nationalen Rates gegen sexuelle Gewalt and Kindern und Jugendlichen bei einem Dialog im Rahmen der Justizministerkonferenz am 09. November 2022 erstmals öffentlich vorgestellt. Die Empfehlungen beziehen sich auf alle Anlässe von gerichtlichen Kindesanhörungen, keineswegs "nur" bei sexueller Gewalt".