ANFORDERUNGEN AN DIE BERATUNG UND UNTERSTÜTZUNG
Der Gesetzgeber formuliert als klare Leitziele für die Regulierung der familiären Lebensverhältnisse bei Trennung und Scheidung den Beziehungserhalt zwischen dem Kind und seinen beiden Eltern sowie den Konfliktabbau zwischen den Eltern. Trennungsbetroffene benötigen in diesem Zusammenhang vor allem ideologiefreien Rat und eine niederschwellig ausgerichtete psychologische und praktische Hilfe (vgl. Jopt 2002; Fthenakis 2008; Weber 2013).
Mitarbeitende der Beratung und Unterstützung bei Trennung und Scheidung kommt die Aufgabe zu, Lebensund Gestaltungsmöglichkeiten darzustellen, sachlich zu informieren, fachlich zu beraten und zu beruhigen. Der Fortbestand der Eltern-Kind-Beziehung hat zentrale Bedeutung für das Aufwachsen der Kinder und ist ein grundlegendes Rechtsgut zwischen den Kindern und ihren beiden Eltern, die als Eltern gleichberechtigt sind und in gemeinsamer psychologischer und materieller Verantwortung für ihre Kinder stehen. Bei der Gestaltung von Nachtrennungsverhältnissen geht es auch darum, kreative Lösungen zu finden.
RESIDENZ – DOPPELRESIDENZ – MULTILOKALITÄT
Unter Fachleuten ist immer noch das Eineltern-Residenzmodell als vorherrschendes Denkmodell für die Gestaltung der familiären Nachtrennungsverhältnisse weit verbreitet. Doppelresidenz überfordere die Kinder und erfordere ein höheres Maß an Kooperationsfähigkeit zwischen den Eltern, die bei streitenden Trennungspaaren oft nicht gegeben seien. Die vorliegenden empirischen Untersuchungen zur Doppelresidenz entkräften diese Vorbehalte und bestätigen eine förderliche Wirkung der Doppelresidenz: Die Kinder bleiben mit ihren beiden wichtigsten familiären Bezugspersonen in einem alltagsnahen Kontakt, sie kommen bei beiden Eltern in ein ihnen jeweils vertrautes Zuhause zurück, Freundschafts- und Verwandtschaftsbeziehungen bleiben besser erhalten, den Kindern stehen die Ressourcen beider Eltern zur Verfügung, für beide Eltern lassen sich Berufstätigkeit und Familie besser miteinander verbinden, Konflikte zwischen den Eltern nehmen statistisch ab, sowohl Kinder wie Eltern berichten von höherer subjektiver Zufriedenheit mit ihrer Lebenslage.
TRENNUNG – SCHEIDUNG – CO-ELTERNSCHAFT. ZUR ROLLE UND AUFGABE DER JUGENDÄMTER IN EINEM UNGELIEBTEN AUFGABENFELD