ELTERN BLEIBEN – Bündnis von Müttern und Vätern – Väteraufbruch für Kinder Kreisverein Köln e.V.

Beratung für Eltern bei Problemen mit Sorgerecht, Umgangsrecht, Jugendamt

Die Weltgesundheitsorganisation ist Herausgeber einer internationalen Klassifiaktion von Diagnosen, der ICD. Zum 01. Januar 2022 ist inzwischen die elfte Version
offiziell in Kraft getreten, die ICD-11.

Während der Entwicklung dieser elften Version war zeitweilig der Begriff "Parental Alienation" als Suchbegriff in den Index der ICD-11 aufgenommen worden.

Nach Intervention finanzstarker Interessengruppen wurde dieser Begriff wieder aus dem Index gelöscht. 

Nachfolgend die offizielle Begründung der WHO aus dem Englischen übersetzt mit deepl mit anschließenden Anmerkungen:

"Was ist die ICD?

Die Internationale Klassifikation dient der weltweiten Erfassung und Meldung von Gesundheit und gesundheitsbezogenen Zuständen. Die ICD gewährleistet die Interoperabilität digitaler Gesundheitsdaten und deren Vergleichbarkeit. Die ICD enthält Krankheiten, Störungen, Gesundheitszustände und vieles mehr. Die Aufnahme einer bestimmten Kategorie in die ICD hängt von der Nützlichkeit für die verschiedenen Verwendungszwecke der ICD und von ausreichenden Beweisen für das Vorliegen eines Gesundheitszustands ab.

Elterliche Entfremdung ("Alienation") und elterliche Entfremdung ("Estrangement")

Zweck der ICD-11 ist es, eine international standardisierte Klassifikation für Gesundheitsdiagnosen bereitzustellen, um gesundheitliche Ereignisse und Episoden des Kontakts mit dem Gesundheitswesen für statistische Zwecke zu zählen. Kapitel 24 "Faktoren, die den Gesundheitszustand oder den Kontakt mit dem Gesundheitswesen beeinflussen" ermöglicht die Erfassung von Umständen oder Problemen, die den Gesundheitszustand einer Person beeinflussen, die aber an sich keine Krankheit oder Verletzung darstellen. Zu diesem Kapitel gehört auch die Kategorie "Problem in der Beziehung zwischen Betreuer und Kind".

Bei der Entwicklung der ICD-11 wurde beschlossen, das Konzept und die Terminologie der "parental alienation" nicht in die Klassifikation aufzunehmen, da es sich nicht um einen Begriff aus dem Gesundheitswesen handelt. Der Begriff wird vielmehr in juristischen Kontexten verwendet, im Allgemeinen im Zusammenhang mit Sorgerechtsstreitigkeiten bei Scheidungen oder anderen Partnerschaftsauflösungen.

Man war der Ansicht, dass die umfassendere Kategorie "Beziehungsprobleme zwischen Betreuer und Kind" die Aspekte dieses Phänomens, auf die sich die Gesundheitsdienste konzentrieren könnten, angemessen abdecken würde.

In jüngerer Zeit wurden Vorschläge zur Aufnahme der Begriffe "parental alienation" und "parental estrangement" als Indexbegriffe für "Betreuungsperson-Kind-Beziehungsprobleme" vorgelegt und zunächst genehmigt. Nach Online-Kommentaren empfahl der Medizinisch-Wissenschaftliche Beirat des WHO-FIC eine Klarstellung, dass die Aufnahme eines Begriffs zu Suchzwecken nicht bedeutet, dass die WHO den Begriff oder seine Verwendung befürwortet. Nach dieser Klarstellung gab es immer wieder Kommentare und Fragen über den Missbrauch des Begriffs, um die Glaubwürdigkeit eines Elternteils, der Missbrauch als Grund für die Umgangsverweigerung angibt, zu untergraben und sein Verhalten sogar zu kriminalisieren.

Überprüfung

In Anbetracht der obigen Ausführungen hat die WHO alle zur Verfügung gestellten Materialien gründlich geprüft und ist zu dem Schluss gekommen, dass:

Elterliche Entfremdung ist ein Thema, das für bestimmte rechtliche Kontexte relevant ist.
Die Aufnahme des Begriffs in die ICD-11 wird keinen Beitrag zur Gesundheitsstatistik leisten.
Es gibt keine evidenzbasierten Gesundheitsinterventionen speziell für elterliche Entfremdung.
In Situationen, in denen eine Person, die mit diesem Begriff gekennzeichnet ist, zur medizinischen Versorgung vorstellig wird, reichen andere ICD-11-Inhalte aus, um die Kodierung anzuleiten. Die Anwender können die Fälle als "Beziehungsprobleme zwischen Betreuer und Kind" klassifizieren.

Daher wurde der Indexbegriff "parental alienation" entfernt, ebenso wie der parallele Indexbegriff "parental estrangement".

Damit jeder für sich die Ergebnisse und Schlussfolgerungen der WHO einschätzen kann, sollen nachfolgend folgende Hilfestellungen dienen:

1. Der auch von der Bundesärztekammer empfohlene u.a. in Zusammenarbeit mit dem deutschen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und des Instituts für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Unterstützung durch das Bayerische Landesjugendamt vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen herausgegebene "Leitfaden für Ärztinnen und Ärzte - Gewalt gegen Kinder und Jugendliche - Erkennen und Handeln" ist zwar wissenschaftlich auch nicht ganz korrekt, erkennt aber das Problem Eltern-Kind-Entfremdung sehr wohl als ein Gesundheitsproblem an, nämlich als das, was es ist, eine "Sonderformen seelischer Misshandlung" (S. 111, Punkt 3.4.2.4.). Entsprechendes findet sich in der wissenschaftlichen Leitlinie "Kinderschutz".

2. Evidenzbasierte Gesundheitsinterventionen speziell für elterliche Entfremdung / "Parental Alienation" finden sich z.B. beim amerikanischen Psychologen Dr. Richard Warshak oder der "Parental Alienation Study Group" bzw. deren Mitgliedern, um nur wenige Beispiele zu nennen.

3. Auch die WHO unterliegt Druck von Lobbygruppen, wobei sich oft nicht die wissenschaftlichen Fakten durchsetzen, sondern der Stärkere. So kommt es etwa, dass die WHO es auch für evidenzbasiert hält, dass die Beschneidung von Knaben einen Beitrag zur Prävention von AIDS leistet und weitere positive Gesundheitsauswirkungen hat.

4. Den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis kann man nachlesen in der Ausgabe Juli und August 2022 der Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe.